Interview Markus Schrick: „Unsere Händler werden das Gesicht der Marke“

Mit Xpeng kommt eine weitere chinesische Marke mit ehrgeizigen Zielen nach Deutschland. Markus Schrick, Managing Director des Unternehmens in Deutschland, erläutert die Strategie des Herstellers und wie sich die Marke in den kommenden Jahren entwickeln soll. Beim Vertrieb geht Xpeng den konventionellen Weg, um Vertrauen in die Marke aufzubauen. Den beiden ersten Modelle werden in diesem Jahr noch ein kompakter SUV folgen, und im kommenden Jahr rollt ein kleiner SUV auf den Markt. Mit Markus Schrick sprach Walther Wuttke von der Autoren-Union Mobilität.

Herr Schrick, in Ihrem Berufsleben haben Sie für mehrere asiatische Hersteller in leitender Funktion gearbeitet. Wie unterscheiden sich die chinesischen Produzenten von den japanischen und koreanischen Unternehmen?

„Der Unterschied liegt in der Art und Weise, wie sie auf den Markt kommen. Xpeng hat vergleichsweise stärkere Produkte, mit denen die Marke startet. Die Modelle sind technologisch und vom Design her ausgereifter, was seine Ursache natürlich auch in der Elektrotechnologie hat. Und dann kommt noch die international strategische Ausrichtung hinzu. Wir agieren so, wie es die verschiedenen Märkte verlangen. Der lokale Markt treibt das Geschäft und nicht etwa die Pläne, die in China geschmiedet werden. Wir kommen nach Deutschland mit Produkten, die im Elektrosegment relativ weit vorne sind.“

Als neue Marke müssen Sie Kunden von anderen Marken erobern. Wo sehen Sie das größte Potenzial?

„Wir sehen unser Eroberungspotenzial in den Segmenten, in denen wir antreten. Wir sind vom Produkt so gut aufgestellt, dass wir, wenn wir unsere Modelle gut einführen, einen hervorragenden Service und eine sichere Ersatzteilversorgung bieten können, Vertrauen schaffen – und das ist für eine neue chinesische Marke wie Xpeng am wichtigsten. Wenn wir das alles schaffen, dann erreichen wir auch unser Ziel, mittelfristig einen Marktanteil von drei Prozent in den Segmenten zu erreichen, in denen wir unterwegs sind.“

Wo sehen Sie Ihre Wettbewerber?

„Gegenfrage. Geht es um den Preis oder die Größe der Fahrzeuge? Dann hat man zwei komplett unterschiedliche Gruppen. Darum blicken wir auf Wettbewerbergruppen, aber nicht auf einzelne Marken. Es gibt den Kunden, der ein Auto in einer bestimmten Größe haben will und bei dem das Finanzielle zweitrangig ist. Und dann gibt es Interessierte, die nicht mehr als 70.000 Euro ausgeben wollen und nach einer Leasingrate von maximal 600 Euro suchen. Wir können beide Gruppen mit unseren Angeboten gut bedienen.“

Sie starten in Deutschland in einer Situation, wo die Wirtschaft und auch die Autonachfrage stagniert. Was macht Sie optimistisch, das Xpeng so durchstartet, wie Sie sich das vorstellen?

„Wir haben Hightech-Produkte mit hoher Qualität und viel Wohlfühlatmosphäre, und wir werden mit hervorragenden Händlern in den Markt gehen. Wenn wir unsere Hausaufgaben vernünftig machen, dann gibt es keine andere Alternative, als erfolgreich zu sein. Wobei erfolgreich nicht bedeutet, dass wir morgen zigtausende Autos verkaufen, sondern ein vernünftiges Hochfahren erreichen. Auf konkrete Absatzzahlen wollen wir uns aber noch nicht festlegen.“

Arbeiten Ihre Händler nach einem Agenturmodell, das viele andere Hersteller inzwischen eingeführt haben?

„Wir verzichten ganz bewusst auf das Agentursystem. Unsere Händler verkaufen seit Jahren und Jahrzehnten erfolgreich Automobile und bieten ihren Kunden einen guten Service, davon wollen wir profitieren. Sie sollen das Gesicht unserer Marke für die Kunden werden. Wir möchten das Unternehmertum unserer Partner nicht einschränken, sondern fördern und fordern, und wir möchten uns nicht anmaßen, besser verkaufen zu können als erfolgreiche Händler. Die Händler sind sehr zufrieden damit, dass wir das Vertragshändlersystem fortschreiben, natürlich eingebettet in die moderne Welt der Transformation und Digitalisierung.“

Wie sieht Ihr Händlernetz aktuell aus?

„Bis Ende des Jahres planen wir, 20 Händler mit 40 Standorten unter Vertrag zu haben. Das werden wir auch erreichen, denn aktuell sind es bereits zwölf mit 24 Standorten und mit weiteren acht sind wir in guten Gesprächen. Im kommenden Jahr soll sich die Zahl verdoppeln, und für das Jahr 2026 planen wir mit 120 Standorten.“

Mit welchen Modellen werden Sie Ihre Angebotspalette ausweiten?

„Wir werden mit dem G6 im dritten Quartal ein SUV im C-Segment, also in der Größe des Volkswagen Tiguan, auf den Markt bringen. Im kommenden Jahr folgt ein kleiner SUV, und im Jahr 2026 rollt ein Kleinwagen nach Deutschland. Wir haben uns ganz bewusst für eine Strategie entschieden, zuerst die großen Fahrzeuge auf den Markt zu bringen und nach und nach weitere Segmente zu bedienen. Wenn wir auf einmal von ganz groß bis ganz klein alles auf den Markt brächten, würden wir uns übernehmen.“

Gibt es bei Xpeng Pläne, eine Produktion in Europa aufzubauen?

„Wir haben in China aktuell drei Fabriken mit einer Kapazität von 600.000 Fahrzeugen, und daher haben wir auch noch nicht die Notwendigkeit zu überlegen, ob es in Europa eine Produktion geben wird oder nicht.“

In Europa gibt es starke Bestrebungen, den Ansatz von chinesischen Automobilen einzuschränken. Wie sehen Sie diese Maßnahmen?

„Das muss die Politik entscheiden. Wir bieten attraktive Fahrzeuge mit Hochtechnologie in der Elektromobilität an. Wir haben uns verpflichtet, zur Klimaneutralität beizutragen und sind außerdem vollständig transparent, weil wir an den Börsen in New York und in Hongkong gelistet sind. Unsere Bücher sind offen. Bei uns kann jeder sehen, wie wir einkaufen und verkaufen, und welchen Gewinn wir erzielen.“ (cen)


Wenn Sie der Artikel für Ihr Medium interessiert, registrieren Sie sich bitte hier!
Dann können Sie den Artikel oder die Bilder und Videos herunterladen.


Bilder zum Artikel

Markus Schrick.

Markus Schrick.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Xpeng


Xpeng.

Xpeng.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Xpeng