Alfa Romeo Milano – elektrisch zum Erfolg?

Wenn es stimmt, dass große Ereignisse gewaltige Schatten voraus werfen, dann steht dem neuen Alfa Romeo Milano eine Zukunft voller Glanz bevor. 150 Journalisten hatten die Alfa-Leute aus 20 Nationen von Portugal bis Israel und Norwegen bis Griechenland einfliegen lassen. Hinzu kamen 50 Würdenträger aus Italien, die mit ihnen in den ehrwürdigen Hallen des Automobile Club Milano am Corso Venezia mit viel Tamtam der Vorstellung des neuen SUV beiwohnen durften. Von dem Neuen erwartet die einstige Ikone italienischer Automobilbaukunst nicht mehr und nicht weniger eine Wiederkehr ehemaliger Glanzzeiten.

An denen hatte es nämlich in mittlerer und jüngerer Vergangenheit erheblich gemangelt. Wer erinnert sich heute noch an die erfolgreiche Motorsporthistorie der Marke mit dem Wappen der Herzöge Visconti und dem Zeichen Mailands im Logo? Zum Beispiel an die Formel 1-Weltmeisterschaften von Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio 1950 und 1951? Oder in den 1960er Jahren an zwei Jahrzehnte erfolgreichen Tourenwagensports? Kaum jemand.

Stattdessen sind Pleiten wie mit dem zwischen 1972 und 1983 produzierten Alfasud in Erinnerung geblieben. Der bot zwar eine ganze Reihe technischer Neuerungen, doch die Beschleunigung auf 100 km/h lieferte sich mit dem Tempo des Rostbefalls wichtiger Bauteile einen aussichtslosen Wettkampf. Schuld an der folgenden Misere hatte nicht zuletzt die italienische Regierung. Als Staatsbetrieb musste sich Alfa Romeo immer wieder politischen Forderungen beugen, zu denen auch der Bau des Alfasud-Werks im Süden Italiens gehörte. Das hatte fatale wirtschaftliche Folgen für Alfa Romeo. Die Produktivität war gering, bei jedem produzierten Auto umgerechnet ergab sich ein Verlust von 1000 Mark. Das Werk in Pomigliano d’Arco wurde zudem in den zwölf Produktionsjahren über 700-mal bestreikt. Die zum Großteil ungelernten Arbeiter nahmen es mit Montage und Lagerung nicht so genau, worunter die Qualität beträchtlich litt.

Erst als der italienische Staat sich entschloss, in den 1980er Jahren seine Industriebeteiligungen zu privatisieren, kehrten bei Alfa Romeo wieder bessere Zeiten ein. Das Unternehmen fand zusammen mit Lancia Zuflucht unter dem schützenden Dach von Fiat, das freilich später mit den Misserfolgen der Mutter große Lücken aufwies. Erst mit Stellantis NV, einem Unternehmen, das zu Beginn der 2020er Jahre als Holding aus der Fusion der Automobilkonzerne Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und Groupe PSA hervorging, wurde das Fahrwasser wieder ruhiger.

Derzeit sind in Deutschland die Alfa Romeo-Modelle Tonale, Stelvio und Giulia in unterschiedlichen Ausgaben bestellbar. Von denen schaffte allerdings keiner den Sprung auf die Bestenliste der 50 meistverkauften Autos 2023. Insgesamt brachte Alfa Romeo im vergangenen Jahr laut Kraftfahrt Bundesamt 6891 Autos unter die Leute – Platz 31 in der Statistik nach Marken mit einem Marktanteil von 0,2 Prozent.

Das soll sich mit dem Alfa Romeo Milano andern. Das SUV, Alfa Romeo spricht von einem „Sport Urban Vehicle“, also einem Stadtgeländewagen, ist das erste, wahlweise zu 100 Prozent elektrisch oder mit Hybrid-Technologie lieferbare Modell der Marke. Mit seinen kompakten Abmessungen zählt es zum B-Segment seiner Klasse und damit zur am meisten verkauften Bauart in Europa.

Für sein Design war das Centro Stile Alfa Romeo verantwortlich, das mit kurzen Überhängen vorne und hinten, muskulös wirkenden Radkästen und steil abfallendem Heck an das legendäre Sportcoupé Alfa Romeo Giulia TZ aus den 1960er Jahren erinnert. Vorne befinden sich Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer mit „3+3“-Signatur links und rechts vom traditionellen Kühlergrill. Erstmals ist dieser in zwei unterschiedlichen Varianten „Leggenda“ (Legende) und „Progresso“ (Fortschritt) verfügbar. In der Version „Leggenda“ zeigt sich der historische Alfa Romeo-Schriftzug, „Progresso“ ist direkt vom neuen Alfa Romeo 33 Stradale inspiriert und zeigt das Markenlogo.

Im Innenraum überrascht ein kleines Lenkrad. Die zentrale Instrumententafel erinnert an historisches Alfa Romeo-Design mit moderner Technik und wird beherrscht von einem 10,25-Zoll-TFT-Bildschirm (26 Zentimeter Bildschirmdiagonale) mit Informationen zu den wichtigsten Fahr- und Fahrzeugdaten sowie zu den Einstellungen beispielsweise der Fahrerassistenzsysteme. In der Mitte der Armaturentafel befindet sich ein weiteres 10,25-Zoll-Display, über das Infotainment, Konnektivität und verschiedene Fahrzeugeinstellungen gesteuert werden. Die vorderen Sitze können optional als Sportsitze geordert werden.

Laut Alfa Romeo – fahren durften die Journalisten den Milano noch nicht – soll der Neue durch sein vergleichsweise geringes Gewicht und eine optimale Gewichtsverteilung das für die Marke typisch sportliche Fahrverhalten garantieren. Ob das zutrifft, werden erste Probefahrten in der Praxis zeigen.

Die Tatsache, dass der Wagen mit der Fahrdynamikregelung Alfa D.N.A. ausgestattet ist, spricht dafür, dass Tests erfolgreich verlaufen dürften. Denn im Modus Dynamic wird das Ansprechverhalten von Lenkung und Gaspedal auf ein Höchstmaß an Leistung und Fahrspaß eingestellt. Modus Natural gilt für den Betrieb im Alltag und Advanced Effiency für Sparsamkeit und Vernunft. Für die Ende des Jahres verfügbare Hybridversion Alfa Romeo Milano Ibrida mit Vierradantrieb wird das D.N.A.-System um den zusätzlichen Modus „Q4“ erweitert, der für Fahrbahnen mit geringer Bodenhaftung gedacht ist.

Eine Fülle von Assistenzsystemen gehört heutzutage bei neuen Autos dieser Klasse wie eine Selbstverständlichkeit dazu. So soll es autonomes Fahren auf Stufe 2 geben. Darüber hinaus erlauben 360-Grad-Parksensoren und eine Heckkamera leichtes Einparken. Das optionale schlüssellose Zugangssystem schließt die Türen automatisch auf beziehungsweise zu, sobald sich der Zündschlüssel dem Fahrzeug nähert oder entfernt.

Zum Marktstart in Kürze wird es als Sondermodell die Ausstattungsversion Speciale geben, die sowohl für die Hybrid-Version wie auch der vollelektrischen Variante zur Verfügung steht. Zum Serienumfang zählen hier unter anderem der „Scudetto“-Kühlergrill im mattschwarzen Design und Karosseriedetails in mattschwarz mit roten Akzenten. Hinzu kommen 18-Zoll-Leichtmetallräder, Lederlenkrad, elektrisch verstellbarer Fahrersitz mit Massagefunktion, die elektrisch betätigte Heckklappe mit Gesten-Steuerung sowie das schlüssellose Zugangs- und Motorstart-System.

Insgesamt ist der Alfa Romeo Milano in drei verschiedenen Versionen bestellbar: Als Hybrid in der Version Ibrida mit 100 kW (136 PS), die ein Dreizylinder-Benziner gemeinsam mit einem 21 kW (29 PS) starken Elektromotor liefert, sowie die beiden rein batterieelektrisch angetriebenen Versionen Elettrica, einmal mit 115 kW (156 PS) und als besonders rasante Ausgabe Elettrica 240 mit 177 kW (240 PS) und einem Spitzentempo von 200 km/h. Schnellster im Triumvirat ist allerdings der elektrisch unterstütze Verbrenner mit 206 km/h.

Fazit: Von der Papierform her hat der Alfa Romeo Milano das Zeug zum Bestseller der Marke. Es fehlt nur noch die Probe aufs Exempel. (cen)

Daten Alfa Romeo Milano Elettrica

Länge x Breite x Höhe (m): 4,17 x 1,98 x 1,53
Radstand (m): 2,56
Antrieb: E-Motor, Vorderradantrieb, 1-Gang Automatik
Leistung: 115 kW / 156 PS
Max. Drehmoment: 260 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,0 Sek.
Elektr. Reichweite: 319-410 km (WLTP)
CO2-Emissionen: 0 g/km (WLTP)
Leergewicht (EU)/ Zuladung: min. 1545 kg / max 495 kg
Kofferraumvolumen: 400–1265 Liter
Max. Anhängelast: 2040 kg
Preis: steht noch nicht fest


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Bilder zum Artikel

Premiere-Event des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Premiere-Event des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alfa Romeo


Premiere-Event des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Premiere-Event des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alfa Romeo


Premiere-Event des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Premiere-Event des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alfa Romeo


Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato bei der Premiere des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato bei der Premiere des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alfa Romeo


Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato bei der Premiere des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato bei der Premiere des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alfa Romeo


Stellantis-Chef Carlos Tavares bei der Premiere des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Stellantis-Chef Carlos Tavares bei der Premiere des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alfa Romeo


Stellantis-Chef Carlos Tavares bei der Premiere des Alfa Romeo Milano in Mailand.

Stellantis-Chef Carlos Tavares bei der Premiere des Alfa Romeo Milano in Mailand.

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Alfa Romeo Milano.

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