Praxistest Audi A7 Sportback 50 TDI: Macht Langstrecken kürzer

Nicht lange her, da war Reichweite eines Automobils kein Thema. Selbst durstige Benziner schafften 500 Kilometer mit einer Tankfüllung, für manchen Diesel kam gar die 1000-Kilometer-Marke in Sicht. Im Zuge der Elektrifizierung ist es damit vorbei. Langstrecken sind nur mit sorgsamer Planung der Ladepunkte im halbwegs angemessenen Zeitfenster zu bewältigen. Die letzten ihrer Art schert das nicht. Wir waren mit einem von ihnen sehr entspannt und doch emotional geladen unterwegs, dem Audi A7 Sportback 50 TDI, dessen 63 Liter Diesel Tankinhalt beinahe für 900 Kilometer reicht. Für den Vortrieb sorgt ein Dreilitermotor, der sich wie ein sanfter Riese aufs Zupacken versteht und 210 kW (286 PS) leistet, vor allem aber mit seiner bulligen Drehmomentspitze in Höhe von 620 Newtonmeter die Schar seiner Anhänger mehrt.

Der A7 Sportback gehört zur Riege der Viertürer mit einem coupéartigen Karosserieschnitt, die zweifellos zu den eleganteren Vertretern der oberen Mittelklasse gehören, ihre Eleganz zumeist aber teuer verkaufen. So sacken sich die Ingolstädter bereits vor dem Start die erste Kritik ein. Schon der Grundpreis von 72.300 Euro ist überaus stattlich. Wer ungezügelt die feineren Zutaten aus der Optionsliste wählt, wozu unter vielem anderen eine Allradlenkung und Luftfederung gehören, kommt mühelos auf 104.380 Euro. Soviel sollte unser Testwagen kosten.

Aber: der Fahrkomfort und die Agilität gewinnen hierdurch erheblich. Die zusätzliche Lenkung der Hinterräder verhindert Seitenneigungen in Kurven nahezu vollständig und stabilisiert die Karosserie ebenso zuverlässig bei schnellen Spurwechseln und hohem Tempo auf der Autobahn. Und die Luftfederung vertreibt die schlechte Laune, wenn so manche Straße im Hinterland eher Gemeinsamkeiten mit einem frisch gepflügten Rübenacker als mit einer asphaltierten Verbindungsstrecke hat. Sänftengleich schwebt der A7 förmlich über die Verwerfungen, Schlaglöcher quittiert er allenfalls mit kurzem Schulterzucken, ermüdungsfrei und entspannt lassen sich so lange Distanzen bewältigen.

An der Kraftentfaltung gibt es ebenfalls wenig auszusetzen. Zwar stemmt der Sechszylinder seine maximales Drehmoment erst bei 2250 Umdrehungen und auch die große Spontanität beim Beschleunigen ist nicht seine Lieblingstugend, weil der Turbolader konventionell mit Hilfe des Abgasstroms arbeitet und trotz der 48-Volt-Mildhybridtechnik nicht mit elektrischen Antrieb. Für kurze Überholvorgänge oder schnelles Einfädeln ist jedoch allemal genügend Durchzugsvermögen vorhanden. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt in flinken 5,7 Sekunden, als Höchstgeschwindigkeit werden abgeregelte 250 km/h erreicht.

Genügsam zeigt sich der Audi beim Konsum. Ein Durchschnittsverbrauch von nur wenig mehr als sieben Liter sind für einen zwei Tonnen schweren Fünfmeterwagen beileibe nicht zu viel, zumal sich schon bei geringfügig gefühlvolleren Aktionen des rechten Fußes erhebliches Sparvermögen auftut. Wer sanfter beschleunigt und auf der Autobahn öfter mal Richtgeschwindigkeit hält, drückt den Verbrauch des A7 auf deutlich unter sieben Liter. Dank des 48-Volt-Netzes, mit dem sich auch bei abgestelltem Motor alle Servoaggregate betreiben lassen, legt die Elektronik die Maschine beim Gaswegnehmen still. Selbst bei Tempo 160 kommt der Diesel zur Ruhe, um sich danach harmonisch zuzuschalten, wenn wieder Leistung gefordert wird.

Geduld und Übung ist bei der Bedienung gefragt. Denn viele der ehemaligen Drehsteller und Tasten sind verschwunden. Das Cockpit ist voll digitalisiert, bisweilen erscheint der Weg durch die Menüs endlos, etwa wenn der Klang der Stereoanlage verändert oder einer der gefühlt 100-fach anwesenden Assistenten stillgelegt werden soll. Der guten Federung sei es gedankt, dass der Finger beim kreisenden Suchen auf dem Zentralbildschirm nicht allzu oft das Ziel verfehlt.

Der A7 TFI 50 gehört zu den eher schweren Vertretern seiner Klasse. Bei einem Leergewicht von 2047 Kilogramm sind 580 Kilogramm Zuladung erlaubt. Und auch seine Qualitäten als Zugfahrzeug sind beachtlich, er darf immerhin 2000 Kilogramm ins Schlepp nehmen. Das Kofferraumvolumen ist angemessen, es liegt bei 525 Liter, wer die Rückbank umklappt, kann fast 1400 Kilogramm über die 64 Zentimeter hohe Ladekante an Bord hieven. Die Fond-Passagiere können sich ebenfalls nicht über Platzmangel beschweren. Selbst wenn vorne Hünen mitfahren ist eine geordnete Unterbringung von Beinen, Ellbogen und Kopf mühelos möglich, sofern die Hinterbänkler nicht größer als 1,8 Meter sind. Die kräftig nach hinten abfallende Dachlinie fordert hier ihren Tribut.

Der große Audi glänzt mit vorzüglicher Qualität, die Spaltmaße sind schmal und gleichmäßig, beim Materialmix und der Verarbeitung sind auch beim genauen Hinsehen keine Nachlässigkeiten zu entdecken. Das wäre angesichts der Preisgestaltung allerdings auch mehr als verwerflich. So aber macht der A7 lange Strecken kürzer als sie tatsächlich sind und bereitet obendrein eine ganze Menge Fahrspaß. (cen/mk)

Daten Audi A7 Sportback 50 TDI Quattro:

Länge x Breite x Höhe (m): 4,97 x 1,91(2,26) x 1,42
Radstand (m): 2,93
Antrieb: 6-Zyl.-Diesel, 2967 ccm, Turbo, Direkteinspritzung, Automatik, Allradantrieb
Leistung: 210 PS (286 kW) bei 3500 U/min
Max. Drehmoment: 620 Nm bei 2250 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,7 Sek.
Durchschnittsverbrauch: 7,0 Liter
Testverbrauch: 7,2 Liter
Tankinhalt: 63 Liter
CO2-Emissionen: 184 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 2047 kg / max. 580 kg
Anhängelast: 2000 kg
Kofferraumvolumen: 525 – 1390 Liter
Preis: 72.300 Euro
Testwagenpreis: 104.380 Euro


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Audi A7 Sportback 50 TDI.

Audi A7 Sportback 50 TDI.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


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