Die Höfe sind zu voll: Die Stimmung im Caravan-Handel sinkt
11. Mai 2024 Von Michael Kirchberger, cen
Als Hauptgrund wird eine zurückhaltende Erwartung der Geschäftsaussichten im Verkauf genannt, im Vermietungsgeschäft hingegen ist die Zukunft reizvoll. Immer mehr Urlauber entschieden sich lieber für die überschaubaren Mietkosten eines Reisemobils als für die hohe Investition in ein eigenes Fahrzeug.
Die Mehrzahl der befragten Betriebe sehen erhebliche Herausforderungen im Fahrzeugverkauf angesichts der sehr großen Warenbestände: So gaben zwei von drei Händlern an, mehr Wohnmobile als üblich auf dem Hof zu haben. Und die müssen nach den Erhöhungen der Hersteller zu deutlich höheren Preisen als in den Vorjahren an den Mann oder die Frau gebracht werden. Außerdem drückt die zunehmend hohe Zinsbelastung für die Finanzierung der Lagerware. Viele beschreiben die Verkaufsgeschäfte als zäh, dagegen helfe auch nicht die deutlich verkürzten Lieferzeiten. Die Phase, in der Kunden zum Teil mehr als ein Jahr auf ein neues Reisemobil warten mussten, sind vorüber.
Mehr als jeder zweite Händler rechnet im laufenden Jahr mit einem rückläufigen Verkauf, nur jeweils 14 Prozent (Reisemobile) bzw. 15 Prozent (Wohnwagen) erwarten steigende Verkäufe. Etwa jeder vierte rechnet mit einem gleichbleibenden Absatzvolumen. Rückläufig sind unterdessen die Renditen der Betriebe, was unter anderem aus Preisabschlägen resultiert, die angesichts des kritischen Käufermarktes von vielen Händlern gewährt werden müssen.
Eine ganz andere Aussicht hat der Handel beim Geschäft mit Vermietungen. Mehr als die Hälfte der Anbieter erwarten eine konstante Nachfrage, jeder dritte sogar eine Umsatzsteigerung bei den Reisemobil-Ausleihen. „Für viele Händler ist das Vermietungsgeschäft im Augenblick ein sehr gutes Regulativ“, sagt Niklas Haupt vom Marktbeobachter Miios. „Am grundsätzlichen Caravaning-Interesse hat sich nichts geändert und für viele Menschen ist die Miete eine Alternative zum Kauf und für die Händler eine Chance, nicht verkäufliche Ware einzusetzen.“
Gestiegen ist derweil der Bedarf an Wartungs- und Reparaturarbeiten. Miios geht mittlerweile von inzwischen fast 1,6 Millionen zugelassenen Reisemobilen und Wohnwagen in Deutschland aus, das führe zum Service-Stau in den Betrieben. Etwa jede zweite Werkstatt arbeitet mit ihrer Maximal-Leistung, im Durchschnitt liegt die Auslastung bei sagenhaften 93 Prozent. „Dies ist sehr erfreulich für die Branche, zumal auch erhebliche Umsätze mit Ersatzteilen und Zubehör damit verbunden sind“, so Sabine Weber, Caravaning-Spezialistin bei der GSR Unternehmensberatung. „Allerdings ist die gute Auslastung auch ein Risiko, denn viele Kunden sind nicht bereit, lange auf einen Service zu warten, schon gar nicht während der Urlaubszeit.“
Angesichts des von vielen Unternehmern weiterhin von jedem zweiten Betrieb beklagten Fachkräftemangels sieht GSR Chancen in der Kundenkommunikation, in Aktionszeiten sowie Kooperationen mit anderen Werkstätten. (cen/Michael Kirchberger)
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Neue Wohnmobile warten auf Käufer.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
Nach dem Boom durch Corona sind die Höfe der Händler in diesem Jahr wieder gut mit neuen Reisemobilen gefüllt.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
Campervan in der Werkstatt.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
Reisemobil in der Werkstatt.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger