„Wir gehen überall dort hin, wo die Kombination Deutsches Auto und E-Mobilität erfolgversprechend ist“
2. Juni 2024 Von Jens Meiners, cen
Herr Huettl, warum haben Sie Istanbul für die Präsentation des Frontera ausgewählt?
„Weil die Türkei ein sehr wichtiger Markt für uns ist. Wir haben hier einen Marktanteil von 6,3 Prozent, europaweit sind es 4 Prozent. Die Türkei hat ein sehr starkes SUV-Segment und wir rechnen mit sehr viel Kundeninteresse für den neuen Frontera.“
Sie haben mit Mokka, Frontera und Grandland drei SUV im Angebot. Sind diese Modelle nicht zu eng positioniert?
„Das sehen wir nicht so. Wir haben vor einigen Wochen den neuen Grandland und jetzt den Frontera vorgestellt. Mit einer Länge von 415, 438 und 465 Zentimetern sind wir damit sehr gut gestaffelt. Der Mokka ist sehr designorientiert, sehr jung, und er spricht viele neue Kunden an. Der Grandland ist ein vollwertiger SUV im oberen C-Segment, und der Frontera spricht eine ganz breite Käuferschicht an. Wir glauben, dass wir den Markt damit sehr gut abdecken.“
Preislich liegt der Frontera aber sehr nah am Mokka?
„Ja, aber wir haben ganz unterschiedliche Positionierungen. Der Mokka hat andere Ausstattungen, er bringt Neukunden zu Opel, die sich besonders durch Design und auch die Elektro-Variante angesprochen fühlen. Der Frontera legt sehr viel mehr Wert auf Nutzwert und Größe, als Siebensitzer spricht er eine ganz breite Käuferschicht an und macht Mobilität zugänglich. Beide werden sehr gut zusammenpassen.“
Der Mokka ist im Design sicher ganz klar Opel, aber beim Frontera sieht man Überschneidungen mit Konzernmodellen, oder?
„Wir arbeiten im Stellantis-Konzern natürlich intensiv zusammen und es gibt auch Gleichteile, aber der Frontera ist 100 Prozent Opel. Wir haben eine entsprechende Fahrwerksabstimmung und Lenkung, wir investieren sehr viel in Sitztechnik und zeigen eine ganz neue Struktur mit einer Zwei-Polster-Lösung, und wir haben ein eigenständiges Design mit dem Pure Panel. Das Auto heißt Frontera und ist inspiriert von einem der allerersten SUV der 90er-Jahre.“
Der erste Frontera war ein richtiger Offroader. Wie erfüllen Sie das Produktversprechen dieser Modellbezeichnung?
„Den Frontera gibt es ausschließlich mit Zweiradantrieb, wir haben nicht in einen Allradantrieb investiert. Aber den Geist des ursprünglichen Frontera haben wir übernommen: Den hohen Nutzwert, das Design – „rugged“ und outdoorlastig mit der starken Front, das hat auch damals die Kunden schon angesprochen. Ein weiteres Feature ist die Dachreling, die bis zu 240 Kilogramm tragen kann. Aber sicher ist die Positionierung eine andere als beim ursprünglichen Frontera, dafür haben wir aber den ersten vollelektrischen SUV in der Klasse.“
Lassen Sie uns über Ihre sportlichen Varianten sprechen. Sie haben über viele Jahre entsprechende Modelle gebaut. Bringen Sie so etwas auch in der Elektro-Welt?
„Wir haben eine jahrzehntelange Rennsportgeschichte mit Rallye-Erfahrung, und wir haben das auch oft auf die Straßen gebracht. Das ist ein wichtiger Teil unserer Markenidentität. Vor 2-3 Jahren haben wir entschieden, auch im E-Zeitalter sportliche Varianten zu bringen. Dazu haben wir mit den GSe-Modellen leistungsstarke Hybride auf die Straße gebracht. Und Sie können sich in Zukunft auch im elektrischen Zeitalter auf sportliche und leistungsfähige Versionen unserer Fahrzeuge freuen.“
Wie sieht Ihre Internationalisierungsstrategie aus?
„Wir setzen sehr stark auf Internationalisierung, und zwar im ersten Schritt im Nahen Osten und in Afrika. Wir gehen überall dort hin, wo die Kombination Deutsches Auto und E-Mobilität erfolgversprechend ist. Das sind auch diverse Märkte in Südamerika, im Bereich Asia Pacific oder auch in Neuseeland, wo wir gerade eingestiegen sind, weil der Markt sehr Elektro-orientiert ist. Letztes Jahr sind wir auch nach Algerien zurückgekehrt. Unsere Pläne, nach China zurückzugehen, haben wir dagegen vor zwei Jahren eingefroren, das hat für uns absolut keine Priorität mehr.“
Sie haben in der Vergangenheit von einem Topmodell gesprochen, auch von einem neuen Manta. Wie ist da der Status?
„Wir können jetzt mit dem Grandland ein sehr breites Spektrum abdecken. Für ein Topmodell, das darüber sitzen könnte, gibt es durchaus Überlegungen, aber es ist viel zu früh, um darüber zu sprechen, das ist ein sehr kleines Segment. Das Projekt Manta verfolgen wir weiter, wir halten es für sehr erfolgversprechend. Wir wollen das, was den Manta ausgemacht hat, in ein neues und zukunftsfähiges Konzept bringen, das breite Käuferschichten anspricht. Das Rendering von 2021, das wir damals veröffentlicht haben, gibt den Stand der Überlegungen von damals wieder, aber Sie können daran sehen, wo die Reise hingehen wird.“
Was macht Opel, wenn das Verbennerverbot kippt?
„Wir haben die Entscheidung, auf E-Mobilität zu setzen, lange vor dem Erlass der Verbrennerverbots getroffen, weil wir glauben, dass dies langfristig der richtige Weg ist. Mit Grandland und Frontera haben wir alle Modelle elektrifiziert und damit das erste Kapitel abgeschlossen: Jeder Opel ist als Elektroauto zu bekommen. Unsere Kunden entscheiden sich zuerst für ein Modell und dann entscheiden sie, ob sie für die E-Mobilität bereit sind oder ob sie lieber warten wollen. Das ermöglichen wir durch unsere Multi-Energy-Plattform. Diese Strategie gibt uns auch eine gewisse Flexibilität, um mit kurzfristigen Schwankungen umzugehen. Als die Bundesregierung die Förderung unerwartet eingestellt hat, hat es zum Beispiel eine Delle gegeben, auf die wir reagieren konnten. Das macht den Weg in die E-Mobilität undramatisch. Es bleibt aber dabei: Die nächste Generation von Autos, die derzeit in der Entwicklung ist, wird nur noch elektrisch.“
Was passiert außerhalb Europas?
„Wir sind heute in Märkten unterwegs, die beginnen, sich zu elektrifizieren, zum Beispiel die Türkei. Da sind wir dann vorne dabei. Aber unser Plan sieht vor allem vor, in der EU zu elektrifizieren.“
Eine abschließende Frage: Sind Sie eigentlich mit dem Standort Deutschland zufrieden?
„Wir sind ein deutsches Unternehmen und bauen Autos in Deutschland, das ist Teil unserer Identität. Aber es ist eine Herausforderung, in Deutschland Autos zu bauen. Die Sozialstandards sind sehr hoch, die Lohnkosten sind sehr hoch und die Energiekosten sind mit die höchsten der Welt. Das fließt in die Produktionskosten und in die Wettbewerbsfähigkeit ein und das können Sie nur teilweise kompensieren. Wir machen das durch Qualität, Flexibilität und den Umgang mit Schwankungen, aber ganz ist das nicht zu schaffen. Doch wir nehmen diese Herausforderung an und gehen damit um. Zum Beispiel haben wir das Werk Eisenach gerade für den Grandland umgebaut. Aber es ist klar, dass ein deutsches Werk sich jeden Tag beweisen muss.“ (cen/Jens Meiners)
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Opel-Markenchef Florian Huettl präsentiert den neuen Frontera.
Foto: Autoren-Union Mobilität/Opel
Opel-Chef Florian Huettl.
Foto: Autoren-Union Mobilität/Opel
Opel-Chef Florian Huettl (r.) im Gespräch mit Jens Meiners, Chefkorrespondent der Autoren-Union Mobilität.
Foto: Autoren-Union Mobilität/Opel