Fahrbericht Lancia Ypsilon: Ende des Heimspiels

Für Lancia beginnt in diesen Tagen eine neue Zeitrechnung. Die traditionsreiche, vor 117 Jahren gegründete Marke, war in den vergangenen Jahren nur noch mit einem Modell auf dem italienischen Markt vertreten – das allerdings sehr erfolgreich. Der Ypsilon, ein pfiffiger Kleinwagen, gehört bis heute zu den meistverkauften Fahrzeugen in seiner Heimat und übertraf mit seinen Zulassungen in Italien zeitweise den weltweiten Absatz von Alfa Romeo. Aus dem „Heimspiel“ wird jetzt die Rückkehr auf die Auswärtsplätze, denn Carlos Tavares, Chef des Multimarken-Konzerns Stellanis, hat vor drei Jahren beschlossen, die Marke wieder auf die internationalen Märkte zu schicken.

Zuerst wird der Ypsilon in Spanien, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Frankreich eingeführt. In Deutschland wird der Kleinwagen im kommenden Jahr bei rund 25 Händlern stehen. Aus dem rundlichen Stadtwagen ist ein 4,08 Meter langer Kleinwagen mit klaren Linien geworden, der sich innen und außen deutlich vom Rest seines Segments abhebt. Am Heck erinnern die runden Leuchten an den legendären Stratos, und die Frontpartie zeigt das neue Markengesicht, das die folgenden Modelle Gamma (2026) und Delta (2028) übernehmen werden.

Der Innenraum entstand in Zusammenarbeit mit der italienischen Nobel-Möbelmarke Cassina und soll, so weit das auf dem begrenzten Raum möglich ist, eine gewisse Wohnzimmer-Atmosphäre vermitteln. Die Sitze in den gehobenen Versionen spiegeln das typische Cassina-Design wider und wirken auf den ersten Blick etwas plüschig, sind aber sehr komfortabel und erreichen einen guten Seitenhalt.

Als Antrieb wählten die Entwickler den 115 kW (156 PS) starken Konzernmotor, der dank einer 54 kWh Batterie eine Reichweite von 403 Kilometer (500 Kilometer in der Stadt) erreichen soll. Daneben steht eine Hybrid-Variante im Angebot, die von einem 1,2-Liter-Dreizylinder mit 48-Volt-Technik angetrieben wird, was sich in eine Leistung von 100 PS (74 kW) übersetzt und den Ypsilon in 9,3 Sekunden auf Tempo 100 km/h beschleunigt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 190 km/h erreicht. Die Elektroversion ist maximal 150 km/h schnell. Der kleine Lancia kann mit maximal 100 kW geladen werden, so dass der Akku in 24 Minuten von 20 auf 80 Prozent geladen ist.

Als Verbrauch verspricht Lancia für die Elektrovariante 14,3 kWh an. Nach einer ersten Ausfahrt rund um Turin meldete der Bordcomputer 14,8 kWh, und die Hybridversion lag mit 6,2 Liter um knapp zwei Liter über dem von Lancia angegebenen Wert.

Der Mensch hinter dem Lenkrad blickt auf eine aufgeräumte Informationszentrale und legt sein Handy auf den Tavolino zwischen den Frontsitzen. Der kleine Tisch soll die Wohnzimmer-Atmosphäre unterstützen, und deshalb gaben die Kreativen der Sprachsteuerung auch den Namen Sala, im Italienischen Wohnzimmer. Allerdings ist Sala bei der einfachen Frage nach der Uhrzeit (noch) überfordert, zeigt aber auf die entsprechende Aufforderung die nächsten Ladestationen und verrät das Wetter am Zielort.

Über das Infotainmentsystem lassen sich die Audio-Unterhaltung, die Klimaeinstellungen und die Beleuchtung steuern. Neben den beiden zusammen 20,5 Zoll messenden Bildschirmen spendierten die Entwickler zusätzliche Tasten für die „banalen Einstellungen“. Für Lancia-Chef Luca Napolitano ist der „Ypsilon unser Angebot im Premiumbereich seines Segments, und deshalb erwarten wir von unseren Händlern, dass sie die Marke entsprechend präsentieren. Wir wollen nicht in einer Ecke eines Fiat-Händlers stehen“.

Die gewählten Materialien entsprechen durchaus diesem Anspruch, und die Anstrengungen, die Passagier vor akustischen Belästigungen zu schützen, machen sich ebenfalls bemerkbar. Zusätzliche Dämmung, unter anderem auch im Bereich der Radkästen, bringen eine angenehme Ruhe in den Innenraum. Lediglich auf sehr schlechten Strecken machen sich die Defizite der Infrastruktur bemerkbar. Das Fahrwerk ist eine gelungene Mischung aus Dämpfung und Federung, bei der die Komforteigenschaften eindeutig im Vordergrund stehen. Der Ypsilon gehört zu den angenehmen Vertretern seines Segments und ist daher auch auf längeren Strecken gut unterwegs. Das Fahrverhalten profitiert von der gegenüber dem Vorgängermodell verbreiterten Spur, und auch die präzise Lenkung wurde überarbeitet. Außerdem kann der kleine Lancia auch autonomes Fahren nach Level 2, mit dem die Geschwindigkeit automatisch angepasst wird, wenn der adaptive Tempomat eingeschaltet ist.

Neben dem „zivilen“ Ypsilon kommt im nächsten Jahr die sportliche HF-Version auf den Markt, die von einem 177 kW (240 PS) starken Elektromotor angetrieben wird und den Stadtwagen in 5,8 Sekunden von Null auf 100 km/h beschleunigt. Auch die nächsten Modelle werden jeweils auch als HF zu den Händlern kommen.

Mit dem Ypsilon kehrt Lancia auch in den Motorsport zurück. Der 15-fache Rallyemarkenweltmeister beginnt allerdings zunächst mit dem Rally 4 in der vierten Liga des Rallyesports. Der speziell für diese Serie aufgebaute Ypsilon wird von 1,2-Liter-Dreizylinderturbomotor angetrieben, der 212 PS (156 PS) leistet und vor allem Nachwuchspiloten ansprechen soll.

Für Deutschland gibt es ein Jahr vor dem Verkaufsstart noch keine Preise. In Italien kostet die Hybridversion 24.500 Euro, und für die Elektroversion wechseln 34.900 Euro den Besitzer. Die Leasingraten in Italien liegen zwischen 130 Euro und 180 Euro. (cen/Walther Wuttke)

Daten Lancia Ypsilon
Länge x Breite x Höhe (m): 4,08 x 1,76 x 1,44
Radstand (m): 2,54
Antrieb: Elektromotor
(Hybrid:1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder)
Gesamtleistung: 115 kW / 156 PS
(Hybrid: 74 kW / 100 PS)
Max. Drehmoment: 260 Nm;
(Hybrid: K.A.)
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
(Hybrid: 190 km/h)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,5 Sek.
(Hybrid: 9,3 Sek.)
Elektr. Reichweite: 403 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 14,6 kWh
(Hybrid: 4,6 Liter)


Wenn Sie der Artikel für Ihr Medium interessiert, registrieren Sie sich bitte hier!
Dann können Sie den Artikel oder die Bilder und Videos herunterladen.


Bilder zum Artikel

Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon.

Lancia Ypsilon.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia-Chef Luca Napolitano und Miki Biason, ehemaliiger Rallyeweltmeister, mit dem Ypsilon Rally 4 HF.

Lancia-Chef Luca Napolitano und Miki Biason, ehemaliiger Rallyeweltmeister, mit dem Ypsilon Rally 4 HF.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon Rally 4 HF.

Lancia Ypsilon Rally 4 HF.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Lancia Ypsilon Rally 4 HF.

Lancia Ypsilon Rally 4 HF.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Videos zum Artikel

Footage: Lancia Ypsilon.

Footage: Lancia Ypsilon.

Video: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Footage: Lancia Ypsilon.

Footage: Lancia Ypsilon.

Video: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Footage: Lancia Ypsilon.

Footage: Lancia Ypsilon.

Video: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Footage: Lancia Ypsilon.

Footage: Lancia Ypsilon.

Video: Autoren-Union Mobilität/Stellantis