Caravaning-Markt: Volle Lager führen wieder zu fetten Rabatten

Die Händler-Höfe sind prall gefüllt, an den Standorten der Hersteller stehen fertige Reisemobile zu Tausenden und warten auf Kundenorder. Trotzdem kann der Branchenverband CIVD (Caravaning Industrieverband Deutschland) positive Zahlen melden. Während 2023 ein Rückgang von 0,7 Prozent auf 90.365 Reisemobile und Caravans hingenommen werden musste, stiegen die Zulassungen von Wohnmobilen und Campervans in diesem Jahr bis Mai auf 37.696 (plus 9,4 Prozent). Den Verlust bei den Wohnwagen von minus 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 10.254 Einheiten konnte diese Steigerung leicht wettmachen. Das Ergebnis lag insgesamt um 7913 Fahrzeuge oder 7,1 Prozent über dem Vorjahr.

Diese Zahlen nannte Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Verbandes, anlässlich der Pressekonferenz zum diesjährigen Caravan Salon in Düsseldorf Ende August im Partnerland Friaul-Julisch-Venetien. Die touristisch äußerst vielfältige Region war nicht ohne Grund ausgewählt worden. Was das Produktionsvolumen betrifft, stammt jedes sechste in Europa neu zugelassene Mobil aus Italien. Außerdem will die beliebte Urlaubsregion, die bislang nur für ihre Mega-Campingplätze an der Adria bekannt war, mittelfristig für aktive Reisemobil-Besatzungen attraktiv werden, die im Voralpenland zum Wandern, zu Fahrradfahrten oder Trekking-Touren aufbrechen wollen. Zahlreiche Stellplätze mit passender Infrastruktur sollen in den nächsten Jahren bei Landwirten und Winzern entstehen. Bereits heute betreibt der CIVD eine Kooperation mit der Vereinigung Our House, die Athleten in Extrem- und Randsportbereichen wie Parcours oder Kite-Surfing unterstützt.

Die gewaltige Halde von Reisemobilen, die sich innerhalb von kurzer Zeit aufgetürmt hat, ist eine Folge der unverhältnismäßig hohen Verkaufszahlen während der Corona-Pandemie, als viele Urlauber mit der Anschaffung eines Freizeitfahrzeugs auf Hotelsperrungen reagiert haben. Die Verknappung von Basisfahrzeugen und anderen Zulieferteilen und damit verbundene lange Lieferzeiten steigerte die Begehrlichkeiten der Interessenten. Viele Hersteller erlagen der Versuchung, ihre Produktionskapazitäten zu erweitern, um sich so ein größeres Stück vom Kuchen zu sichern. Die Kaufabsichten sind jedoch auf das zugegebenermaßen hohe Niveau vor der Pandemie zurückgefallen, können daher nicht dabei helfen, den Berg der zu viel produzierten Fahrzeuge abzutragen.

„Wir sind offensichtlich nicht lernfähig“, äußert sich sehr selbstkritisch der Geschäftsführer einer großen Markengruppe, deren Schwerpunkt auf den Reisemobilen liegt. Und vergleicht die Situation mit dem Motorsport: „Wer vor der Kurve zu früh bremst, verliert, wer aber zu spät bremst, fliegt raus.“ Bereits in der Vergangenheit, als die Verkaufszahlen aus unterschiedlichsten Gründen wie Ölkrise oder wirtschaftlichen Unsicherheiten eingebrochen waren, musste die Branche erhebliches Lehrgeld bezahlen, was sich in einer mächtigen Markenkonzentration auf am Ende vier Konzerne (Hobby, Hymer, Knaus-Tabbert und Trigano) auswirkte. Viele der einst unabhängigen, mittelständigen Unternehmen wurden von größeren Marktteilnehmern aufgekauft.

Ob die aktuelle Fehleinschätzung der Marktentwicklung zu einer weiteren Konzentration führt, ist ungewiss. Zunächst sollen mit Marketing-Maßnahmen weitere Kunden mobilisiert werden. Was nicht unmöglich erscheint, denn Meinungsumfragen zu Folge sind zumindest in Deutschland noch immer mehr Menschen an Campingurlauben interessiert als sich diesen Traum bereits erfüllt haben. Hierfür soll es eine Wiederholung der „Caravaningtage“ genannten Aktionswoche, die Anfang März in Deutschland Kunden locken wollte, im Frühjahr 2025 mit besserer Koordination geben. Auch in anderen Ländern der Europäischen Union gebe es noch Luft nach oben, so Daniel Onggowinarso. 70 Prozent der 2023 in Europa verkauften 210.000 Freizeitfahrzeuge kamen in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Frankreich auf die Straßen.

Einen weiteren Anreiz könnte die als sicher geltende Gewichtserweiterung der Führerschein-Klasse „B“ für alle Reisemobile von 3,5 auf 4,25 Tonnen liefern. Diese europaweite Neuregelung, die die teils zu geringen Zulade-Optionen verbessert, wird nach Ansicht von CIVD-Geschäftsführer Onggowinarso für 2027 zu erwarten sein.

Vor allem aber soll der Caravan Salon in Düsseldorf vom 30. August bis 8. September 2024 die Verkaufszahlen steigern. Auf 250.000 Quadratmeter Fläche, die sich auf 16 Hallen und die Freigelände verteilen, erreicht die nach eigenen Angaben größte Messe der Welt für Reisemobile und Caravans eine neue Dimension. Mehr als 250.000 Besucher werden erwartet, viele von ihnen reisen mit dem festen Vorsatz an, ein neues Reisemobil zu erwerben.

Als sicher gilt, dass es angesichts der überquellenden Lager zu erheblichen
Rabattschlachten kommen wird. „20 Prozent sind dann sicher wieder drin, in Einzelfällen auch mehr“, meint Holger Siebert, zuständig für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand des CIVD. Auch mögliche Zinssenkungen könnten die Kaufbereitschaft seiner Meinung nach schüren. Die schnellen Drehungen der Preisspirale bei Freizeitfahrzeugen dürften damit vorerst beendet sein, es lohnt sich wieder, hart zu verhandeln und auf Schnäppchenjagd zu gehen. Tages-Tickets gibt es ausschließlich online für 19 Euro an den Wochenenden und 17 Euro an Werktagen unter www.caravan-salon.de. (cen/mk)


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Bilder zum Artikel

Die Caravaningbranche boomt.

Die Caravaningbranche boomt.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger


Die Caravaningbranche boomt.

Die Caravaningbranche boomt.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger


Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Reisemobile auf dem Campingplatz im Friaul.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger