Great Wall bleibt auch ohne Europa-Zentrale in Deutschland
11. Juni 2024 Von Walther Wuttke, cen
Vor drei Jahren sprach der Konzern bei der Eröffnung des Standortes noch von einem „wichtigen Meilenstein“. Doch jetzt, so ein GWM-Sprecher, ist der Markt für Elektroautos in Europa deutlich schwieriger geworden, und deshalb wird die Strategie für Europa entsprechend angepasst. Die Betreuung des europäischen Marktes soll in Zukunft in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Importeuren von China aus gesteuert werden.
GWM ist einer der wenigen privat geführten chinesischen Automobilhersteller und ist in Europa auf den Märkten Deutschland, Schweden, Großbritannien, Irland, Bulgarien, Litauen, Lettland, Estland und Israel vertreten. In Deutschland werden die Modelle von der Emil-Frey-Gruppe vertrieben.
Die Entscheidung, die Europa-Zentrale zu schließen, „bedeutet nicht, dass wir uns vom deutschen Markt zurückziehen“, erklärt Johannes Brandenburger, Geschäftsführer der O! Automobile GmbH, der deutschen Importeursgesellschaft für GWM. „Wir sind als Emil-Frey-Gruppe weiter für den deutschen Markt verantwortlich. Für unsere Kunden ändert sich durch die neue Organisationsstruktur von GWM nichts, wir verkaufen weiterhin Autos in Deutschland, die Kunden bekommen ihren gewohnten Service, alle Servicedienstleistungen und natürlich auch weiterhin alle Ersatzteile,“ gibt Brandenburger Entwarnung. „Das Ersatzteillager in den Niederlanden wird zudem aktuell weiter ausgebaut, um unseren Kunden einen noch besseren Service bieten zu können.“
Im vergangenen Jahr setzte GWM in Deutschland 4700 Autos ab, und „in diesem Jahr wollen wir weiter wachsen“, blickt Brandenburger in die Zukunft. Dabei helfen soll der neue Ora 07, eine 4,80 Meter lange Limousine mit Elektroantrieb (Reichweite 440 Kilometer), deren Preisliste für die bereits gut ausgestattete Basisversion Pure bei 41.990 Euro beginnt. Im kommenden Jahr wird zudem ein elektrisches SUV im B-Segment die Modellpalette ergänzen. Weitere Fahrzeuge werden kommen und weitere Segmente besetzt. Die technische Feinabstimmung für die Fahrzeuge findet in Europa und China statt.
In Zukunft wird die deutsche Importeurszentrale in Friedberg nicht mehr mit den Ansprechpartnern in München sprechen, sondern direkt mit den Verantwortlichen im GWM-Hauptsitz in Baoding in der Nähe von Peking. „Die Europa-Zentrale war bisher unsere Kommunikationsschnittstelle, die jetzt“, so Brandenburger, „durch den direkten Kontakt nach China ersetzt wird.“ Für Great Wall Motor ist Deutschland mit seinem Volumen der wichtigste Markt und genießt deshalb hohe Priorität. „GWM will sich auf die Märkte fokussieren, auf denen wir präsent sind und dort weiter Gas geben“, erklärt Brandenburger. „Wir sind für den deutschen Markt verantwortlich, und darauf konzentrieren wir uns, und unser Geschäft läuft ganz normal weiter. Wir sehen die Schließung der Europa-Zentrale nicht als Nachteil. Im Gegenteil. Für uns kann sich durchaus Positives entwickeln, weil wir einen noch direkteren und engeren Kommunikationsdraht nach Baoding haben.“
Wie für alle anderen Hersteller ist der Markt für vollelektrische Modelle auch bei GWM durch die abrupte Streichung der staatlichen Förderung schwieriger geworden, doch gleichzeitig erleben die Wey-Modelle mit Plug-in-Hybridantrieb eine starke Nachfrage. „Bei diesen Modellen mit einer elektrischen Reichweite bis zu 158 Kilometern verzeichnen wir eine sehr gute Nachfrage“, zieht Brandenburger Bilanz.
Aktuell planen einige chinesische Hersteller Fabriken für eine eigene Produktion in Europa. Auch bei GWM gibt es konkrete Überlegungen, vor Ort zu fertigen. „GWM will in Europa weiter wachsen und stellt sich dafür neu auf.“
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